24.05.2014

Bevor sie den Müller-Lehrgang zum Betreiben ihrer Bockwindmühle absolvierten, hatte kaum einer der angehenden Müller Ahnung von Windmühlen und der Müllerei. Jetzt, da die Bockwindmühle in Wettmar regelmäßig den Besuchern offen steht, fachkundig betrieben von den dortigen Freiwilligen Müllern, geben sie sich nicht mit dem Erreichten zufrieden, sondern erweitern ihren Horizont bezüglich der verschiedenen Mühlenarten und ihrer Technik, die in unserem Bereich noch vorhanden sind.

Im vergangenen Jahr war es u.a. ein Besuch bei der Holländermühle in Brockel (Nähe Rotenburg(Wümme), die noch über eine intakte Dampfmaschine von 1895 verfügt, und jetzt war es am letzten Samstag der Besuch bei der Schiffmühle in Minden durch eine fünfköpfige Müllergruppe.

Diese Mühlenart, bei der die Mühlentechnik auf einem Schiffskörper untergebracht und mitten im Fluß verankert ist und deren Mahlwerk mit einem Wasserrad durch den fließende Fluss angetrieben wird, ist aus Rom um 540 n.Chr. erstmalig bezeugt. Damals belagerten die Ostgoten Rom und zerstörten die Wasserleitungen, die die Stadt Rom und auch ihre Wassermühlen versorgten. Der römische General Belisar – unter Kaiser Justinian – ließ daraufhin die Wassermühlen auf Schiffen einbauen, so dass sie auf dem Tiber mahlen und die Stadt mit Getreide versorgen konnten. – Dieser Mühlentypus war von 800 n.Chr. nördlich der Alpen weit verbreitet bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. So sind die ersten sechs Schiffmühlen in Minden 1326 nachgewiesen und im 18. Jahrhundert lagen mindestens 14 Schiffmühlen in der Weser. Die heutige ist eine Rekonstruktion von 1998, die erste in Deutschland, die jährlich 25 000 Besucher zählt. – Die Wettmarer Müller erhielten hier eine interessante Führung, bei der sie auch viele Vergleiche zur Technik ihrer Bockwindmühle ziehen konnten. Anschließend fuhren sie nach Petershagen-Frille, um das Mühlen-Infozentrum und den Bauhof des Mühlenkreises Minden-Lübbecke kennen zu lernen. Sie erfuhren, dass von hier aus die 46 Wind- und Wassermühlen und die Schiffmühle professionell betreut werden mit mehreren festen Arbeitsplätzen und einem Etatposten im Haushalt des Kreises! Und sie sahen eine beeindruckende, überaus informative Ausstellung, die allen Interessierten empfohlen werden muss. – Zur Stärkung des Gruppenzusammenhalts in Wettmar folgte noch ein gemeinsames Mittagessen und mit vielen Informationen und Eindrücken beladen fuhren sie über die Dörfer zurück. Die nächsten Ziele stehen schon fest: die Wassermühle in Elze, die Erse-Bäckerei und das Mühlenmuseum in Gifhorn.

Text und Foto: Reinhard Tegtmeier-Blanck Von: Jonas Kurtze